Annueller Reproduktionszyklus vs. künstliche Haltungsbedingungen

  • Hallo Freunde,
    "Der natürliche Reproduktionszyklus der Axolotl scheint annuell zu sein [...]. Neuere Studien zum hormonellen Geschehen konnten zeigen, dass dieser Rhythmus von Konzentrationsschwankungen im Thyroxin- und Gonadotropingehalt [...] im Blut reguliert wird. [...] Es ist jedoch zu vermuten, dass der jährliche Zyklus den Normalfall darstellt und dass die in Gefangenschaft häufig zu beobachtenden mehrfachen Ablaichvorgänge im Jahresverlauf durch die Haltungsbedingungen [...] ausgelöst werden, die die natürlichen für den annuellen Rhythmus verantwortlichen Umgebungsbedingungen übersteuern und die hormonelle Regulation beeinflussen" (aus dem Buch "Axolotl" von Joachim Wistuba, 3.Auflage 2011)
    Nun die Frage an die Forscher unter euch: gibt es neuere Erkenntnisse zu diesen Vorgängen? Wie genau beeinflusst Thyroxin die Ablaichvorgänge und welche genaueren Faktoren wirken "künstlich" auf die mehrfachen Ablaichvorgänge. Zum Schluss noch eine praktischere Frage: Meine Axolotldame hat soeben das dritte Mal in drei aufeinanderfolgenden Monaten abgelaicht. Das ist wegen dem anschließenden "Putzen" etwas nervig für mich :D:saint: . Könnte ich das nicht durch Veränderungen der externen Faktoren irgendwie normalisieren?


    Ich hoffe, dass ihr meine Neugier als eingehender Biologiestudent befriedigen könnt. ^^


    Liebe Grüße
    Arsenij :thumbup:

  • Der natürliche Reproduktionszyklus der Axolotl scheint annuell zu sein

    Bei den Urtyp-Axolotl trifft das in der Tat zu. Ein bis max. 2 Ablaichvorgänge pro Jahr. Die "handelsüblichen" Axolotl sind aber Hybriden (Tigersalamander)... Bei diesen genügen i.d.R. 1-2 größere Kaltwasserwechsel um den Reproduktionszyklus zu starten. Zu Tyroxin äußern wir uns hier nicht so gerne, da dies i.V. mit der Metamorphose niemanden "auf dumme Gedanken" bringen soll. Das Putzen könntest Du Deiner Axolotldame überlassen. Normalerweise kümmern sich die Eltern darum. Selbst ein Laichen knapp alle 3 Wochen wäre bei den Hybriden nicht ungewöhnlich.

    Viele Grüße, Hartmut


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  • Danke für die Info über Hybriden, das war mir bis dahin neu. Kann man irgendwie Hybriden feststellen?
    Schade, dass es hier im Forum anscheinend Tabuthemen gibt. Insbesondere, wenn es um berechtigte Fragen geht. Schließlich sind Tyroxinversuche ja fast in jedem Axolotlbuch beschrieben. Von daher ist es unwahrscheinlich, dass man dadurch irgendwelche Idioten abhält sonstwas zu tun. Zudem bezog sich meine Frage ja nicht auf Metamorphose. Manch einer käme beim durchlesen dieses Threads ja nicht einmal auf den verknüpfenden Gedanken zu Metamorphose. Andererseits ist dieses Forum eher auf Hilfe und allgemeine Themen fixiert, die für jedermann sichtbar sind und weniger auf den wissenschaftlichen Austausch (Wenn man es so nennen kann), was solche Tabus teilweise rechtfertigt. Versteht mich nicht falsch, ich akzeptiere es und füge mich.


    Liebe Grüße
    Arsenij

  • Hei,


    Kann man irgendwie Hybriden feststellen?

    wenn du keinen eindeutigen Urtyp-Lotl hast (du wüsstest es, wenn du einen hast), wird dein Lotl mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit Anteile anderer Ambystoma Vertreter mit drinne haben. Das Bewusstsein für möglichst einflussarme Arten gab es vor einiger Zeit noch nicht. Es gibt tatsächlich auch immer noch gezielte Kreuzungen (v.a. um besondere Farbschläge zu erhalten), diese sollte man aber dem Tier zu liebe meiden. Häufig gibt es direkte Kreuzungen mit Tigern, diese besitzen optische Auffälligkeiten und verhalten sich häufig auch anders als vergleichsweise "reine" Mexicanum.

    Andererseits ist dieses Forum eher auf Hilfe und allgemeine Themen fixiert, die für jedermann sichtbar sind und weniger auf den wissenschaftlichen Austausch (Wenn man es so nennen kann), was solche Tabus teilweise rechtfertigt.

    Ja, das stimmt. Dieses Forum ist eine der ersten Anlaufstationen, wenn man nach aktuellen Informationen zur Privathaltung der Tiere sucht. Sie sind eine der ältesten Tiergruppe in der Grundlagenforschung, deshalb findet, wer sucht, die Informationen in Fachjournalen und im Dialog mit anderen Forschern. Interessant ist das Thema in jedem Falle, aber ich sehe keinen großen Sinn darin, ein Thema für jeden Leser aufzubereiten, das ihm in der Haltung der Tiere nicht weiterhilft (ganz im Gegenteil). Wer sich mit der Materie so beschäftigt, wie es für das Lesen eines Papers nötig ist, dem traue ich dann auch tatsächlich zu, dass er vertrauensvoll damit umgeht und nicht es witzig findet, den Tieren eigene Versuche auszusetzen (ohne dass ich das jemals vorwerfen würde - aber es erklärt, weshalb wir allgemein vorsichtig sind mit Informationen zu Medikamentendosis, Tierversuchen, etc). Wir sind auch an der Forschung interessiert, möchten aber v.a. helfen, wo Fragen zum alltäglichen Halten aufkommen (und da gilt: Hormone oder Iod vermeiden wo es geht und gut), ich hoffe, da hast du Verständnis für. :knuddel

  • und weniger auf den wissenschaftlichen Austausch (Wenn man es so nennen kann), was solche Tabus teilweise rechtfertigt. Versteht mich nicht falsch, ich akzeptiere es und füge mich.

    Musst Du nicht unbedingt... ;) fangen wir mal hiermit an: Axolotl-ccm-paper von Christina Liebsch (Administratorin hier im AOF)

    Viele Grüße, Hartmut


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  • In diesem Zusammenhang wird immer wieder darauf hingewiesen, dass die Verabreichung von Hormonen als ein Tierversuch gilt, der außerhalb entsprechend autorisierter Forschungseinrichtungen einen klaren Gesetzesverstoß darstellt.

  • Ja das ist auch gut so, dass es vom Gesetz her unterbunden wird, kann man aber auch selbst drauf kommen. Meine Frage sehe ich immer noch als recht harmlos an und sie implizierte in keinster Weise den Gedanken einer Hormonmanipulation oder ähnliches! Somit ist dein Hinweis Reinhard etwas verfehlt oder soll ich mich angesprochen fühlen? Ich weiß ja nicht... :/:konf:

  • Da wir hier ja auch ergoogelt werden, ist es wichtig deutlich den Hinweis zu geben, dass alle Tierversuche verboten sind. Hat nichts mit dir zu tun ;)

    Verantwortlich ist man nicht nur für das, was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut.

    (Laotse, chin. Philosoph, 4-3 Jhd. v. Chr.)

    LG M.C. :)

  • @Hartmut lieben Dank für den Paper. War interessant aber noch im Rahmen des Allgemeinen. Wo könnte man sich tiefer in die Materie einlesen. Kenne bisher nur ncbi bzw. PubMed. Da wird man ja gut bedient. Aber vielleicht kennen Sie, als erfahrener Fuchs , was besseres. :sup::horse:

  • Mein Hinweis, Arsenij, war genau so gemeint, wie M.C. es inzwischen erläutert hat :tat: .
    Hier holen sich ja sowohl erfahrene Aquarianer als auch Anfänger jeder Art Rat und Anregungen.

  • @Hartmut lieben Dank für den Paper. War interessant aber noch im Rahmen des Allgemeinen. Wo könnte man sich tiefer in die Materie einlesen. Kenne bisher nur ncbi bzw. PubMed. Da wird man ja gut bedient. Aber vielleicht kennen Sie, als erfahrener Fuchs , was besseres. :sup::horse:

    Ich kann Google Scholar empfehlen, falls du das noch nicht kennst. Das "Problem" bei wissenschaftlichen Publikationen ist allerdings, dass viele nicht frei zugänglich sind. Man muss die Artikel dann kaufen. Über viele Unis hat man Zugriff auf die Papers (aber auch nicht alle, wie ich immer wieder feststellen muss :cursing: ) also wenn man noch Student ist kann man das durchaus auch einmal probieren.
    LG Christina

    Forth and fear no darkness! Arise, arise, Riders of Theoden! Spears shall be shaken, shields shall be splintered ... a sword day, a red day, ere the sun rises! Ride now, ride now, ride, ride for ruin and the world's ending! Death! Death! Death! Forth Eorlingas!

  • Hi,


    mit PubMed hast du ja schon Zugriff aufs meiste, verfügst du zufällig über einen Unizugang? Damit sind die meisten Paper ja schon einsehbar. Ansonsten einfach auf scholar.google.com zB Thyroxin Axolotl oder welche Schlagwörter auch immer dich interessieren und du bekommst schon einen Haufen Ergebnisse, fast alles in Englisch natürlich. Die aktuelleren Paper sind natürlich häufig sehr spezifisch, die alten aus den 90ern, teilweise auch 80ern und 70ern liefern aber viele Grundlagen, die zumeist noch immer gelten. Das sind zugängliche Informationen, die aber eine Einarbeitung erfordern und ich deshalb nicht detailliert hier aufbereiten würde. Eine gute Gedamtübersicht in gedruckter Form ist mir nicht bekannt, du müsstest also schon wissen, was genau dich interessiert und danach gezielt suchen. Wenn dich die Arbeit der Tiere in Hannover interessiert, von der viel Fachwissen hier stammt, schreib mir einfach noch mal. Interessiert dich die Molchhaltung und Arbeit damit auch längerfristig, empfiehlt sich sicherlich auch mal ein Blick zur AG Urodela, dort hast du zumindest Zugang zu sehr konzentrierter Fachkompetenz.


    LG
    Marius


    EDIT: Ich Lahmarsch :smok:

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