Zusammenfassung Batrachochytrium dendrobatidis (Chytridpilz)

  • Zusammenfassung Draco Artikel - Heft über Amphibiensterben von 2008 von Dr. med. vet. Frank Mutschmann


    Diese Mykose (Pilzinfektion) ist eine große Gefahr für unsere Amphibien und tritt in der letzten Zeit leider auch vermehrt bei unseren Axolotl auf.
    Ich werde versuchen ein paar Eigenschaften dieses Pilzes bzw. der Infektion zu erklären. Ich möchte keine Panik verbreiten, aber um etwas Achtsamkeit bitten und um Einhaltung von Quarantäne wenn man sich neue Tiere in den Bestand holt (auch Schnecken!!!!!). Dr. Mutschmann steht uns beratend zur Seite und hat uns daher einen Text zur Verfügung gestellt.


    Auch möchte ich die Halter bitten, bei unklaren Symptomen einen Amphibienspezialisten aufzusuchen bzw. Probenmaterial wie Tupferproben zu Exomed zu schicken.


    Einleitung
    Im Zusammenhang mit dem weltweit zu verzeichnenden Problem des signifikanten Rückganges der Amphibienpopulationen („amphibian decline“) tritt immer stärker eine Erkrankung in den Mittelpunkt der Diskussion, welche gemeinhin als „Chytridiomykose“ bezeichnet wird und im Verdacht steht, ganze Populationen zu bedrohen oder das Aussterben einzelner Arten verursacht zu haben. Besonders gravierende Bestandseinbrüche im Zusammenhang mit dieser Infektion waren und sind in Australien und Amerika zu verzeichnen, mittlerweile ist die Erkrankung auch in Europa und Afrika aufgetreten und bei weit mehr als 100 Amphibienarten nachgewiesen worden. In den folgenden Ausführungen sollen die wesentlichen, derzeit bekannten Fakten zur Erkrankung kurz erläutert werden.


    Erläuterungen der Mykose:
    Als infektiöses Stadium fungieren die beweglichen Zoosporen, welche entweder von Tier zu Tier über Körperkontakt übertragen werden oder über das Wasser ihren Wirt aufsuchen. PIOTROWSKI et al. (2004) konnten experimentell nachweisen, dass die Sporen jedoch nur eine begrenzte Schwimmfähigkeit aufweisen, diese innerhalb von 24 Stunden verlieren und maximal Distanzen bis zu 2 cm zurücklegen.
    Der Batrachochytrium hat keine Hyphen (fadenförmige Zellen der Pilze). Er ist normalerweise ein Algen- oder Pflanzenparasit, befällt aber auch Weichtiere (Mollusken) wie Schnecken. Bekannt wurde er durch Baumsteigerfrösche aus Südamerika welche mit diesem Pilz infiziert waren, der ganze Populationen ausgerottet hat.
    Dieser Pilz ist daher hoch pathogen! Er hat eine hohe Mortalität (Sterblichkeit infizierter Tiere) von 7 - 31 Tagen. Ein Kontakt tritt meist von Tier zu Tier (Frosch zu Molch oder Schnecke zu Molch) auf. Alle Amphibien können Wirte sein.
    Der Pilz ist allerdings an Feuchtigkeit gebunden und bei Trockenheit kurzlebig (weniger als 24 h). Nur die Sporangien (Behälter, wo die Sporen gebildet werden) überleben auch Trockenheit. Der Erreger mag lieber tiefere Temperaturen (leider wie unsere Amphibien auch). Mit hohen Temperaturen (über 48 °C) kann man ihn abtöten. Der Erreger ist auch PH-sensibel und sein Optimum liegt bei einem PH von 6 - 7.
    Chytridiomykose (Batrachochytrium dendrobatidis) befällt normalerweise Tiere nach der Metamorphose, da diese Tiere mehr Keratin besitzen wo sich der Pilz einnisten kann. Allerdings hat er die höchste Mortalität während der Metamorphose.


    Zur Klinik:
    Dass exogene Stressoren (Klima, Populationsdruck, Transport usw.) den Ausbruch der Krankheit provozieren, lässt sich statistisch bei der Auswertung eigener Daten nachvollziehen. In Terrarien gehaltene Amphibien erkrankten und verendeten zu mehr als 80% nach Änderung der Haltungsbedingungen (intensive Beregnung, Temperaturabsenkung), bzw. nach Transport oder kurz nach dem Erwerb.
    Todesfälle aufgrund einer Bd-Infektion sind bei Amphibienlarven kaum zu erwarten, anders als bei Tieren während oder kurz nach der Metamorphose oder aber bei adulten Amphibien. Die klinischen Anzeichen bei infizierten adulten Tieren sind in der Regel unspezifisch und sehr verschieden. Mitunter verenden befallene Frösche spontan, ohne vorherige Krankheitsanzeichen. In anderen Fällen zeigen sich Farb- oder Pigmentänderungen im Bereich der äußeren Haut, vermehrte Häutungsschübe, Hyperkeratosen (Verdickungen der Hornschicht), Verhaltensänderungen, Apathie, Bewegungsstörungen, Krämpfe usw.. Sekundäre bakterielle oder andere Pilzinfektionen können das Krankheitsbild verstärken, Hautaufbrüche oder Anzeichen von Sepsis („Red leg“) werden beobachtet. Erkranken infizierte Tiere, so verläuft die Infektion meist tödlich.


    Bei spontanen Todesfällen, die nicht alle Tiere des Bestandes treffen können, sollte man hellhörig werden und die toten Tiere zur Sektion zu Exomed schicken!
    Als Nebenbefunde können Fettleber oder Leberdegeneration sowie eine Ödembildung auftreten. Auch eine Nephrose oder Nephritis kann auftreten.


    Diagnostik:
    Die Einfärbung der Präparate mit immunologischen Markern (Immunoperoxidase- Verfahren), welche eine eindeutige Identifikation der Erreger zulässt, ist deshalb sehr vorteilhaft. Auch die Untersuchung von Hautabklatschpräparaten ist so möglich. Als derzeit modernstes (auch als „nicht-invasives“) Verfahren hat sich die PCR („Polymerase-Kettenreaktion“) in Form einer spezifischen „Real Time PCR“ etabliert, die derzeit als diagnostischer „Goldstandard“ gilt. Mit diesem molekularen Verfahren kann auch die Befallstärke eingeschätzt und in kurzer Zeit größere Probenmengen abgearbeitet werden. Als Probenmaterial eignen sich Hautabstriche. Zudem kann die PCR auch bei der Untersuchung von geringvolumigen Wasserproben Verwendung finden (WALKER et al., 2007). Inwieweit die verwendeten PCR-Tests für Bd spezifisch sind, ist aufgrund unzureichender Daten zur inner- und interspezifischen genetischen Variabilität von Chytridiomyceten bislang nicht geklärt.
    So kann zurzeit nicht völlig ausgeschlossen werden, dass „falsch positive“ Befunde bei Vorliegen eng verwandter Pilze aufgrund struktureller Übereinstimmungen in der Erbsubstanz (DNA) auftreten (OHST et al., 2006). Hinzu kommt, dass ein Erregernachweis allein keine Aussage über seine ursächliche Bedeutung bei der Entstehung einer Erkrankung geben kann, da auch latent (ohne klinische Symptome) infizierte Tiere positive Ergebnisse bei der PCR liefern können.


    Hygiene:
    Unabhängig von den geschilderten Problemen stellt der Pilz auch eine Gefahr für Terrarientiere und somit auch für Arterhaltungszuchtprogramme dar. Eigene Untersuchungen haben bestätigt, dass in Terrarienanlagen BD weit verbreitet ist und die derzeit am häufigsten diagnostizierte Verlustursache von Amphibien in menschlicher Obhut in Deutschland darstellt. Obwohl eine Therapie mit verschiedenen Antimykotika möglich ist, kommt die Behandlung deutlich kranker Tiere in der Regel zu spät und kann im günstigsten Fall lediglich den restlichen Bestand schützen. Deshalb ist eine ordnungsgemäß durchgeführte Quarantäne neu erworbener Tiere eine grundlegende Voraussetzung zum Schutz der Bestände. Im Falle des Krankheitsausbruches oder des Nachweises Bd-positiver Tiere dürfen keine Tiere abgegeben werden oder kontaminierten Gegenstände (z.B. Abfälle oder Abwasser) in die Umwelt gelangen. Abfälle und Abwasser sollten entweder stark erhitzt (Kerntemperatur mindestens 60° C) oder chemisch desinfiziert werden (fungizide Desinfektionsmittel).



    Also bitte bei unklaren Todesfällen die Tiere einschicken (www.exomed.de) und auf gute Wasserhygiene achten sowie eine Quarantäne unbedingt einhalten! Exomed steht beratend zur Verfügung. Bei weiteren Fragen könnt ihr Euch auch gerne an die Administration dieses Forum wenden. Wir können Hilfestellung geben, wie man Proben einschickt und später bei der Durchführung der Behandlung Tipps geben.


    © Das Manuskript mit Literaturangaben hat Dr. Mutschmann dem Forum von https://www.axolotlforum.de/ zur Verfügung gestellt.

  • Hi,
    da man in letzter Zeit mal wieder vom Chytridpilz liest, hier noch einmal ein paar Hinweise.
    Der Chytridpilz ist gefährlich, aber er lässt sich behandeln. Dennoch sollte man einige Dinge beachten.


    Der Chytridpilz ist nicht nur durch erkrankte Tiere übertragbar sondern auch durch Pflanzen oder darin hängende Schnecken!


    Wenn ihr Euch also Pflanzen holt, dann bitte aus bekannter Herkunft. Möglichst aus Becken in dem keine Tiere leben. Wenn doch, dann fragt bitte, ob es in der Vergangenheit Probleme bei den Tiere oder gar Todesfälle unklarer Ursache gab. Das müssen nicht nur Axolotl sein sondern können auch andere Amphibien oder Fische sein! In diesem Fall würde ich sowohl auf die Tiere als auch auf Pflanzenkauf verzichten!


    Das Selbe gilt selbstverständlich auch für Tiere. Gibt ein Verkäufer keine Auskunft, tretet bitte vom Kauf zurück! Sowohl von Pflanzen als auch von Tieren.
    Es gibt leider auch Tiere, welche Überträger sein können, aber selbst nicht erkranken. Und Pflanzen sieht man eine Keimübertragung auch nicht an. Desinfizieren kann man sie gegen den Pilz nicht.


    Ist man sich nicht sicher ob man sich den Pilz eingeschleppt hat oder möchte bei seinen Tiere den Chytridpilz ausschließen, ist dies jetzt auch mittels PCR und einem Schleimhautabstrich möglich. Es müssen also nicht mehr noch lebende Tiere eingeschickt werden.
    Für die Probenentnahme wird ein steriler Tupfer an der Schleimhaut lang gestrichen, so das Schleimhaut daran hängen bleibt. Die Probenentnahme solle vom Maul, von den Füßen sowie Schwanzspitze, Bauch und Rücken erfolgen. Das Ganze dann in ein steriles Röhrchen ohne Transportmedium und ab zu http://www.exomed.de
    Bei dem Begleitzettel bitte angeben: Tupferprobe - Ausschluss Chytridpilz


    Nach einer Woche bekommt man einen Befund.


    Ich habe dies bei meinen Tieren durchgeführt um zu zeigen wie einfach dies ist.
    Auch gut für meine Psyche ^^ und gut für meine Tiere. Ich bin nun auf der sicheren Seite, wenn ich Tiere abgebe;) Da dies kein Akt ist, kann ich dies allen Züchtern nur ans Herz legen.


    Auch wenn Tiere unklare Symptome zeigen (Fressverweigerung, Beläge, massive Verhornungen oder sonstige Veränderungen, sollte man auch den Chytridpilz in Erwägung ziehen.


    Bitte denkt darüber nach, Ich möchte keine Angst machen, aber aufklären und ein wenig sensibilisieren. Und ich gönne jedem so einen Befund, wie er bei meinen Tieren raus kam.


    Video zum Abstrich http://www.youtube.com/watch?v=HOoq-UShCmg

  • Ich möchte mal wieder auf den Chytridpilz Batrachochytrium dendrobatidis hinweisen. Gerade zur Zeit geht dieser Pilz beistig um.


    Aus diesem Grund möchte ich auch auf die Gefahr des Pilzes hinweisen! Man kann ihn sich mit allem einschleppen (Pflanzen, Schnecks, Garnelen usw.) und keiner ist davor sicher. Mit einem verseuchten Tier kann man einen ganzen Bestand infizieren, auch mit abgegebenen Pflanzen, welche aus einem Becken stammen, in dem Tiere infiziert sind. Eine Wässerung der Pflanzen oder Alaunbehandlung reicht nicht aus um den Pilz zu eliminieren!!!!


    Gerade Leute, die Tiere zur Abgabe nachziehen, sollten ihren Bestand auf den Pilz untersuchen. Es ist kein Beinbruch und ein trockener Tupfer ist schnell abgenommen. Kommt ein negativer Befund ist man sicher, dass die Abgabetiere gesund sind und den Pilz nicht tragen.
    Ich händel das jedes Jahr so, und dies ist sehr gut für mein OM und Gewissen. So bin ich mir immer sicher, dass meine Abgabetiere gesund sind oder wie ich im positiven Fall handeln/behandeln muss. Es macht sich auch immer gut, wenn man bei den Abgabetieren auf einen negativen Chytridtest (also kein Chytrid im Bestand) hinweisen kann!


    Hinweise auf den Chytridpilz sind: plötzlich dunkle Flecken auf der Schleimhaut, schwarze oder bräunliche Verfärbungen unten an der Kloake (sieht man gut bei hellen Tieren), welche sich ausdehnen, schwarze Fußsohlen (nicht dunkle Zehenspitzen, die sind normal), dunkle Verfärbungen an der Unterseite des Schwimmsaumes, plötzlich ein schwarzer Strich am Maul (Richtung Zahnreihe), Immunschwäche wie vermehrte bakterielle Infektionen, vermehrte Pilzbildungen an den Kiemen, immer wiederkehrende Beläge, die vorher nie da waren, Medikamente schlagen nicht an usw.


    Für den Chytridpilztest benötigt man einen trockenen Tupfer und ein steriles Röhrchen. Die Tupferprobe nimmt man vom Maul, Bauchunterseite, Kloake, Fußsohlen und Schwanzunterseite. Tupfer eintüten und zu http://www.exomed.de senden. Im Begleitzettel Tupferprobe ankreuzen und PCR Batrachochytrium dendrobatidis.
    Der Befund ist dann meistens in einer Woche da und man weiß Bescheid.


    Dieser Test ist wirklich sehr wichtig und wenn man hier spart, spart man am falschen Ende!

  • Hi
    nochmal hochschubs.
    Die nächsten Bestände sind nach einer Behandlung nun sicher Chytridfrei oder waren es laut Test schon. Das ist doch ein schönes Gefühl :)


    Also nochmal die Bitte. Wer Tiere abgibt oder züchtet oder Pflanzen oder Schnecken abgibt, testet bitte Euren Bestand. Es ist unfair Tiere nicht getestet ab zu geben und andere Bestände zu gefährden. Und es ist echt blöd wenn man die neuen Besitzer benachrichtigen muss, wenn dann doch was auf tritt. Neue Besitzer haben sicher Geduld und warten bis ein Test vorliegt und sind sicher auch glücklich wenn man ein negativen Befund (also Chytidfrei) mit liefern kann.


    ich wünsche mir, das dieses Forum sich der Gefahr bewusst wird, bzw die Leute sensibilisiert werden und genau auf ihre Tiere achten. Dazu gehört leider auch der Amphibien gefährdende Chytridpilz.
    Wäre doch toll wenn hier die User alle von sich behaupten könnten, sich der Gefahr bewußt zu sein und zu testen.
    Das machen gewissenhafte Fellnasenzüchter ja auch. Auch Reptilienzücter gucken das ihre Bestände frei sind von ansteckenden Krankheiten.
    Warum also bei unseren Lieblingen am falschen Ende sparen?
    Ein Wunsch von mir wäre ein Chytrid freies Forum!


    Also bitte auch alle Neulinge auf die Gefahr hinweisen.

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