Statement der Forenmoderation zu Nitrit / Nitrat und Temperatur

  • Liebe Forenmitglieder,


    immer wieder kommt es zu Diskussionen über bestimmte Haltungsparameter.
    Als Forenteam möchten wir hier für Euch, insbesondere für alle Neueinsteiger mit Axolotl, die Sachlage zusammenfassen und möglichst einfache Empfehlungen für die Punkte Nitrit/Nitrat und Temperatur aussprechen.


    Die nachfolgenden Empfehlungen sind als Sicherheitswerte anzusehen. Die Einhaltung dieser Werte dient dazu, unnötige gesundheitliche Risiken zu vermeiden. Abweichende Werte führen nicht immer und nicht unbedingt sofort zu Erkrankungen - so wie Rauchen nicht sofort und nicht bei allen Rauchern zu Lungenkrebs führt. Langfristige und/oder starke Abweichungen erhöhen aber das Erkrankungsrisiko. Abweichungen in mehreren Werten oder sehr starke Abweichungen können auch sehr schnell zu ernsthaften Problemen führen. Daher würden wir Euch empfehlen, die u. g. Sicherheitswerte ernst zu nehmen. Nur weil bei Abweichungen noch nichts passiert ist, bedeutet das nicht, dass die Bedingungen den Tieren gut tun. Und wir wollen ja letztendlich unseren Tieren optimale Bedingungen bieten.


    1. Nitrit und Nitrat


    Wenn man heute verschiedene Internetseiten und Fachbücher befragt, wird man erstaunt sein, welche Bandbreiten und Werte angegeben werden, ab wann Nitrit und Nitrat schädlich bzw. tödlich sind. Das liegt u. a. daran, dass Nitrit und Nitrat chemisch mit anderen Wasserbestandteilen oder abhängig vom pH reagieren - ihre Wirkung ist letztendlich von der Gesamtheit aller Wasserparameter abhängig. Auch die tierartspezifische und individuelle Sensibilität von Tieren kann beeinflussen, wie schnell welche Symptome auftreten.


    Generell sind Nitrit und Nitrat giftig (Nitrit stärker als Nitrat). Abhängig vom pH kann sogar Ammoniak entstehen, der i. A. nicht direkt gemessen wird, aber extrem toxisch wirkt. Bei deutlich zu hohen Nitrit/Nitrat/Ammoniakkonzentrationen kommt es zu akuten Vergiftungen, z. B. mit Beeinträchtigung der Nervenfunktion. Akute Vergiftungen können in kurzer Zeit tödlich enden.


    Moderat erhöhte Werte führen neben Zellschädigungen über Stunden/Tage oder auch längere Zeiträume durch eine Beeinträchtigung der Sauerstoffversorgung zu Stress beim Tier. (Wird über die Kiemen zu wenig Sauerstoff aufgenommen, versucht das Herz des Tieres diese Minderversorgung durch eine höhere Schlagfrequenz auszugleichen. Meist versucht das Tier zusätzlich mit vermehrtem Luftschnappen dem Sauerstoffmangel entgegen zu wirken, was nochmals zu einem erhöhten Stresspegel führt.)


    Stress führt - besonders langfristig - zu einer Herabsetzung der Immunabwehr. Im Becken bereits vorhandene Keime (die eigentlich harmlos sind) können sich aufgrund der geschwächten Abwehr vermehren und Infektionen auslösen. Besonders dramatisch ist der Effekt, wenn andere Haltungsparameter (z. B. die Temperatur) ungünstig sind und zusätzlich Infektionen begünstigen. Ebenso können latente Infektionen, bei denen der Erreger bislang noch vom Immunsystem in Schach gehalten wurde, bei Herabsetzung der Abwehrkraft ausbrechen und es kommt plötzlich zu ernsten Erkrankungen.


    In den Empfehlungen der AG Urodela zu Haltungsbedingungen für bedrohte Amphibien werden - basierend auf vorhandenen wissenschaftlichen Publikationen und langjährigen Erfahrungen - für Axolotl eine Obergrenze für Nitrit von 0,5 mg/l angegeben. Diese Obergrenze sollte eingehalten werden!
    Da Nitrit und Nitrat in Verbindung stehen, sollte auch der Nitratwert beobachtet werden. Nitratwerte bis 30 mg/l sind i. A. unbedenklich. Ab 50 mg/l sollte unbedingt Nitrit und der pH beobachtet werden. Außerdem lohnt es sich in solchen Fällen, das Leitungswasser zu untersuchen - i.d.R. ist dort Nitrit nicht nachzuweisen, die erlaubte Grenze liegt bei 0,5 mg/l.


    Probleme mit Nitrit/Nitrat treten meist bei neuen Becken (Stichwort Nitritpeak), Filterausfall, Beeinträchtigung der Filterbakterien u. ä. auf. Daher bei neuen Becken und Störungen die Werte bestimmen (Tropftest - Teststreifen sind oft ungenau) oder überprüfen lassen (viele Läden mit Aquaristikabteilung machen das kostenlos).


    Merke: Maximalwerte Nitrit/Nitrat


    Nitrit max. 0,5 mg/l
    Nitrat max. 30-50 mg/l




    2. Haltungstemperaturen


    Auch hier kann man im Internet die verschiedensten Angaben dazu finden, welche Temperaturen denn nun für Axolotl ideal sind und welche kurzfristig (sehr dehnbarer Begriff) toleriert werden. Damit wir das ganze eingrenzen können, wollen wir mal die Temperaturen im ursprünglichen Habitat, dem Xochimilcosee einfließen lassen. Dort wurden Temperaturen von 17,8 – 21,2 Grad Celsius und ein Mittelwert von 19,6 Grad Celsius gemessen.


    Schaut man sich dazu wieder die gesundheitliche Seite an, so spielt zum einen wieder allgemein die stressbedingte Beeinträchtigung des Immunsystems eine Rolle. Zum anderen sind sog. antimikrobielle Peptide wichtig. Diese kommen auf der Haut von Amphibien vor und spielen eine entscheidende Rolle in der Abwehr von Krankheitserregern. Bei Temperaturen über 20 Grad Celsius kommt es zu einer verminderten Wirksamkeit dieser Peptide. Dadurch haben krank machende Keime die Gelegenheit sich auf der Haut zu vermehren und in den Körper eindringen zu können.
    Zudem beschreibt Dr. Mutschmann in seinem Buch „Erkrankungen bei Amphibien“ Bakterien und Parasiten, welche im Blut der Tiere vorhanden sind, ohne dass klinische Erscheinungen ausgeprägt sind. Bei Minderung der Abwehrkräfte durch negative Umwelteinflüsse, so Dr. Mutschmann, kann ein Krankheitsgeschehen mit nicht selten seuchenartigem Verlauf hervorgerufen werden. Dafür kann bereits die Erhöhung der Umgebungstemperatur auf über 20 Grad Celsius ausreichen.


    Bei noch höheren Temperaturen kommt es zusätzlich über die verminderte Lösung von Sauerstoff im Wasser zu Problemen.


    Für die Haltung ist ein Temperaturbereich von 12 - 20 Grad Celsius optimal. s. a. Haltungsempfehlungen


    Temperaturen über 20 Grad (wobei 23 Grad als Obergrenze anzusehen ist) dürfen nur für kurze Zeiträume bestehen.


    Temperaturen über 25°C können u. U. schnell zu lebensbedrohlichen Situationen führen.

    Auch hier reagiert nicht jedes Tier gleich, es gibt zuverlässige Berichte, dass Axolotl höhere Temperaturen durchaus vertragen. ABER: Bei einer Überschreitung der 20 Grad-Marke steigt die Gefahr einer Erkrankung rapide an. Kommen mehrere Faktoren zusammen, können höhere Temperaturen sehr schnell schwere Erkrankungen ausbrechen lassen. Die Tiere sollten daher bei Temperaturen > 20°C besonders genau beobachtet werden. Treten Probleme auf, sollte in jedem Fall die Temperatur gesenkt werden und es muss eine erkrankungsspezifische Therapie eingeleitet werden.


    Zur Vermeidung von Problemen sollten 20°C nicht überschritten werden.



    Viel Spaß bei der Axolotlhaltung wünscht Euch


    Euer Forenteam

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