Wann ist eine Sektion sinnvoll?
1) Grundsätzlich bei plötzlichen Todesfällen unklarer Ursache.
Ein Beispiel: Einer meiner Lottl war am Montag sehr ruhig, blaß und hing (für sie untypisch) ganztägig in den Wasserpflanzen. Reagierte aber auf Reize. Keinerlei Anzeichen für eine Infektion oder Verletzung. Dienstag morgen das gleiche Bild. Als ich Dienstag abend mit Abstrichbesteck und Baytril nach Hause kam, war das Tier tot. Alle anderen Tiere waren völlig unauffällig und gesund, farßen gut. Wasserwerte waren in Ordnung. Das verendete Tiere zeigte außer Gelbfärbung keine äußerlichen Auffälligkeiten.
2) Bei Bestandsproblemen.
Sind mehrere Tiere erkrankt, ist eine Sektion auch dann sinnvoll, wenn bereits Abstriche eingechickt wurden, da es bei ABstrichen durchaus passieren kann, das bestimmte Erreger nicht erreicht werden (Bsp.: Mykobacterien, Chytridpilz). Nicht-infektiöse Ursachen (z. B. Vergiftungen) können zudem nicht über Abstriche erfasst werden. Die Diagnose ist sehr wichtig für die Behandlung der verbliebenen Tiere!
Wie gehe ich vor?
1) Sicherstellen, dass das Tier tot ist: Aus dem Becken nehemn, in einer Schüssel mit frichem Wasser setzten. Auf den Rücken drehen. Ev. auch herausnehmen und das Maul untersuchen/öffnen. Zeigt das Tier keinerlei Reaktionen, bleibt auf dem Rücken liegen und das Maul bleibt offen stehen, ist es tot. Tote Tiere haben i. A. auch sehr helle Kiemen. Zur Sicherheit sollte man das Tier auf den Rücken gedreht im Becken lassen, während man weitere Vorbereitungen (s. u.) trifft. Verändert ein Tier auf dem Rücken im Laufe einer halben Stunde seine Stellung nicht, ist es tot.
2) Das Tier in einen Gefrierbeutel o. ä. Plastiktüte geben, fest verschliessen, in den Kühlschrank legen.
3) Auftragszettel für Exomed o. a. ausfüllen. Wenn möglich, Tupperdose in geeigneter Größe raussuchen oder besorgen. Wenn möglich, Kühlakkus vorbereiten.
4) Das Tier samt Tütenumhüllung in die Tupperdose tun, die Tupperdose vollständig mit saugfähigem Material (Küchenrolle, Klopapier) auspolstern.
5) Karton zum Verschicken besorgen. Wenn man keinen zu Hause hat, bekommt man bei der Post Versandpäckchen (Größe S reicht normalerweise).
6) Den Versandkarton etwas polstern (saugfähiges Material), Tupperdose und wenn vorhanden Kühlakkus rein, alle freien Räume auspolstern. Auftragszettel (möglichts in Klarsichthülle) oben drauf, verschliessen.
7) Päckchen an geeignetes Labor schicken.
Wohin soll ich das Tier schicken? Wie teuer ist die Sektion?
In Deutschland kann ich Exomed empfehlen, es geht aber prinzipiell jedes pathologisch arbeitende Labor, dass sich mit Amphibien gut (!!!) auskennt. Die Kosten liegen je nach Aufwand bei um 50 € (es kann auch mehr sein, ggfs. telefonisch nachfragen).
Warum Tupper und Polstern?
Es ist höchst unschön, wenn die Plastiktüte nicht dicht ist und Flüssigkeit austritt. Tupper reciht meist, saugfähiges Material nimmt ggfs. die Flüssigkeit auf. Versiffte Auftragszettel sind wirklich ekelig (ich kenne das aus der Diagnostik selber), daher in eine Klarsichtfolie stecken.
Warum Kühlakkus?
Die Kühlung hält den Zersetzungsprozess auf und verbessert die Diagnosemöglichkeiten der Patholgen. Das Tier aber auf gar keinen Fall einfrieren! Einfrieren läßt die Zellen platzen und man hat nur noch Matsch. Damit können Pathologen wenig anfangen und auch der mikrobiologische Befund ist verfälscht. Nicht alle Keime überstehen das Einfrieren!
Bis zur Fahrt zur Post das Tier im Kühlschrank lassen.
Wann kommt der Befund?
Der vollständige Befund inkl. Mikrobiologie und Histologie dauert ca. eine Woche. Man kann die Ergebnisse der Sektion schon vorher erfragen, aber ev. läßt sich erst nach Mikrobiologie und Histologie eine genaue Diagnose mitteilen. Sind weitere Tiere erkrankt, lohnt sich die telefonische Nachfrage.
Was bringt mir der Befund?
Gewißheit über die Todesursache und damit die Grundlage für das weitere Vorgehen mit den verbliebenen Tieren. Im Beispiel oben (plötzlicher Todesfall) wurde eine lymphatische Leukämie, also ein bösartiger Tumor, der mehrere Organe betraf, diagnostiziert. Das bedeutete (a) ich hätte dem Tier mit keiner Therapie helfen können (gut für mein Gewissen) und (b) es handelt sich nicht um eine Erkrankung, die auf die restlichen Tiere übergehen könnte. Also muß ich mir um die anderen Tiere keine Sorgen machen. Dafür haben sich die Kosten und der Aufwand wirklich gelohnt!
Ich hoffe, diese Zusammenstellung hilft dem einen oder anderen weiter,
LG Ilse