Vorstellung: kleiner Armmolch - Siren intermedia

  • Hallo alle,


    ich bin hier so passiv. Meist schaffe ich nur irgendwo ein "gefällt mir" zu hinterlassen, weil bereits alles Relevante gesagt ist.


    Da dieses Unterforum so ausgestorben ist, wollte ich es aber Mal wieder mit Leben füllen.
    Daher Stelle ich hier Stück für Stück den kleinen Armmolch (Siren intermedia) vor.


    S. intermedia ist ein eher großwüchsiger, neotener Molch aus den USA. Die Art wird zwischen 35 und 70cm groß. Diese Spanne ist so groß, weil es sich um einen Artenkomplex handelt. Es verstecken sich diverse Arten hinter dem Namen intermedia. Die Wissenschaft ist hier noch nicht fertig - es werden einige unterschiedliche Arten vermutet, in deren Erforschung die vergangenen Jahre immer mehr Zeit investiert wurde. Das Problem wird dadurch verstärkt, dass die "Art" über eine riesige Fläche in den USA vorkommt und dadurch die Möglichkeit des Vorkommens verschiedener Arten, zum Teil auf kleiner Fläche, verstärkt wird.


    Bei meinen Tieren handelt es sich um 45-50cm große Tiere, die wohl auch in Zukunft den Namen intermedia tragen werden.
    Die Art ist wie der Axolotl neoten und wird nie metamorphosieren. Die Tiere haben nur die beiden Vorderbeine und einen sehr langgezogenen, aalähnlichen Körper. Am Kopf befinden sich die eher kurzen Kiemenäste. Das Maul ist stark unterständig, das bedeutet, dass die Öffnung nach unten zeigt.


    Ich werde hier Stück für Stück die Art und meine Haltung vorstellen. Es gibt viele Parallelen zur Axolotlhaltung, aber auch unzählige Unterschiede.


    Was macht die Art für mich interessant?
    Es handelt sich um beeindruckend große Tiere, die sehr zutraulich werden und durch ein besonderes Brutverhalten auffallen. Ihre Haltung ist einfach und die Tiere sind unempfindlich.


    Ich möchte den heutigen Beitrag mit einem Bild abschließen. Das Bild zeigt mein Weibchen.


    Es sieht NICHT gut aus. Bei den weißen Flecken handelt es sich um unzählige Verletzungen. Woher diese kommen? Das wird der nächste Beitrag zeigen.


    Viele Grüße
    Mario

  • Ich bin echt gespannt auf die Fortsetzung. :)

    LG Ines ;)


    Wo immer sich eine Katze niederlässt, wird sich das Glück einfinden. (Sir Stanley Spencer)

  • Hallo nochmals,


    ich war sehr erschrocken, als ich das Weibchen so sah. Mir ist dann aber auch aufgefallen, dass ich das Männchen bereits mehrere Wochen kaum mehr gesehen habe.
    Mir wurde dann klar: mir ist die Nachzucht gelungen :banane:


    Hier komme ich zu einer Besonderheit beim Verhalten der Art. Die Paarung findet in einem vom Männchen angelegten Nest zwischen Wurzeln und Fasern statt. Dort schlingen sich Männchen und Weibchen umeinander, wobei das Weibchen die Eier abgibt und das Männchen diese befruchtet. Anschließend wird das Weibchen verjagt und das Männchen betreibt aktive Brutpflege. Es fächert den Eiern frisches Wasser zu, entfernt abgestorbene Eier und beschützt das Nest vor Eindringlingen.


    Im begrenzten Raum des Aquariums wurde das Weibchen mehrfach Opfer der aggressiven Verteidigung des Männchens.
    Ich habe das Weibchen daher herausgefangen.
    Natürlich wollte ich das Nest beobachten und die Eier sehen. Allerdings hat das Männchen dieses wirklich unter strenger Beobachtung. Auch mit der Taschenlampe war zuerst kein Einblick möglich. Das Nest sah genau so aus:

    Es war völlig unscheinbar. Einfach ein Haufen Moos und Wurzeln.
    Das Verhalten war aber eindeutig und so hieß es abwarten. Die Eier brauchen etwa 35-45 Tage bis zum Schlupf bei einer Temperatur von 10-15°c, sie sie bei mir vorherrschte.


    Wie es weitergeht, dann im nächsten Beitrag.


    Das Weibchen hat sich in der Zwischenzeit völlig erholt. Auf dem folgenden Bild sieht man das unterständige Maul sehr gut.


    Viele Grüße
    Mario

  • Hallo,


    nach einiger Zeit hatte ich genug gewartet und mithilfe einer Pinzette etwas die Pflanzen beiseite geschoben. Ich konnte dann gerade so zwei oder drei Eier erkennen. Das Männchen war aber sofort zur Stelle und attackierte die Pinzette.
    Da ich ihn nicht unnötig stressen wollte, habe ich ihn in Ruhe gelassen.
    Glücklicherweise hat er über die ganze Zeit sehr gut gefressen, sodass ich mir um seine Gesundheit keine Sorgen machen musste.


    Irgendwann muss er wohl versehentlich 2 Eier aus dem Nest gelöst haben.

    Sehr verdreckt und kaum zu erkennen.


    Ich habe die Eier dann aus dem Becken entfernt und in eine Schale gelegt, da er verlorene Eier nicht mehr versorgt. Die elterliche Fürsorge ist aber unglaublich wichtig. Ohne Männchen würden fast alle Eier verpilzen. Auch nach dem Schlupf bleiben die Larven beim Nest und werden weiter verteidigt. Ohne diese Verteidigung während der ersten Woche sterben ebenfalls viele Larven.


    Die beiden Eier waren aber glücklicherweise gesund:

    Die Eier sind etwas größer als die vom Axolotl.
    Bei mir sind dann nach ca. (Ich kenne den genauen Ablagezeitpunkt nicht) 40 Tagen auch Larven geschlüpft

    Die Larven schlüpfen mit einer Länge von ca. 20mm. Bis der Dottersack abgebaut ist, werden die Larven gut 25mm sein.


    Wie es weitergeht kommt dann im nächsten Beitrag.


    Viele Grüße
    Mario

  • Hi Mario,
    Wie viele Eier legt denn ein Weibchen?

    LG Ines ;)


    Wo immer sich eine Katze niederlässt, wird sich das Glück einfinden. (Sir Stanley Spencer)

  • hallo und weiter geht's,


    Hi Mario,
    Wie viele Eier legt denn ein Weibchen?

    Die Anzahl ist sehr variabel. Offiziell sind es 200-500.
    Die Anzahl habe ich nicht versucht zu ermitteln, da ich nicht gebissen werden und das Männchen nicht unnötig stören wollte, da ich ja eine erfolgreiche Nachzucht angestrebt habe.


    Ich habe ja die zwei Eier, die ich Abseits des Nest fand separat aufgezogen. Da ich den Schlupf mitbekam, wusste ich, dass es im Aquarium ebenfalls soweit sein sollte. Ich habe aber keine einzige Larve gesehen. Auch 5 Tage später nicht.


    Ich habe also ganz vorsichtig das Moos im Aquarium mit einer Pinzette angehoben und könnte dann sehen, dass die anderen Geschwister zwar geschlüpft waren, aber weiterhin im Nest verweilten.
    Nach 7-8 Tagen haben sich regelmäßig zwischen zwei und fünf Larven im Becken finden lassen. Auch das Männchen hat angefangen sich ab und an zu bewegen und das Nest zu verlassen.
    Ich habe daher entschieden, das Becken zu räumen, da ich die Larven zur kontrollierten Nachzucht in einem eigenen Becken brauchte.
    Daher habe ich das Männchen unter heftigem Widerstand aus dem Becken gefangen. Anschließend habe ich die Larven in zweistündiger Arbeit vom Moos getrennt und aus dem Becken gesammelt. Insgesamt konnte ich so 115 Larven bergen. Ein paar Larven waren etwas deformiert, aber insgesamt waren darunter sicherlich 100 gesunde Larven.
    Die Larven sind dann in eine Samla-Box mit viel Javamoos umgezogen und wurden direkt mit schwarzen Mückenlarven, Daphnia und Cyclops (alles aus eigener Zucht) gefüttert.


    So ging das dann zwei Tage, aber ich war alles andere als zufrieden, denn viele Larven verstarben. Alle paar Stunden wieder neue, täglich bestimmt 10-20. Das war äußerst traurig und unbefriedigend.
    Mithilfe einiger Freunde konnte ich dieses Problem aber stoppen. Wie? Ich habe aus Eichenblättern einen Sud gekocht und diesen dann zu etwa 30% im Wasser der Box ergänzt. Damit ist die Sterberate sofort auf 0 gefallen!
    Seither ergänze ich bei jedem Wasserwechsel (ca. Alle 3 Wochen) Eichensud. Das klappt hervorragend.
    Hier haben wir dann auch einen wesentlichen Unterschied zur Axolotlhaltung. Hygiene ist für diese Tiere ein ganz anderer Begriff. Sie sind weitaus widerstandsfähiger und können mit sauber aufgeräumten Becken absolut nichts anfangen. Details aber in den nächsten Beiträgen.
    Jetzt gibt's noch Bilder.
    Die größten Larven sind in 7 Wochen von 20mm auf bis zu 40mm herangewachsen. Sie sind sehr hübsch mit ihrer schwarzen Farbe und den gelben Streifen am Kopf.

    Ich schreibe hier ja auch oft von Männchen und Weibchen. Ein Vergleich der Kloake, wie beim Axolotl, ist hier völlig sinnlos. Es gibt keine Schwellung.


    Hier das Weibchen:

    Das Männchen:


    Sieht man den Unterschied?


    Diesen Geschlechtsdimorphismus (unterschiedliches Aussehen bei den Geschlechtern) gibt es Recht häufig bei Schwanzlurchen. Die Gattung Dicamptodon hat das. Ganz extrem bei der Gattung Pachyhynobius.


    Bis die Tage,
    Mario

  • Hallo Mario,
    hast du neu Infos? Ich hoffe, dass nichts schief gelaufen ist... Als Fan von kl. Armmolchen habe ich deine interessanten Neuigkeiten mit Spannung verfolgt. Was macht die Nachzucht?


    Liebe Grüße Wolfgang

  • Hi Mario, ich kann mich nur anschließen....dein Bericht war toll. Würde auch gerne mehr erfahren.. :)^^

    Liebe Grüße
    Goldi 23 :)


    Manche Menschen spüren den Regen,
    andere werden nur nass.

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