Farbe von Axolotln beeinflussen?!

  • Hey Leute!


    Ich habe gestern einen Thread von 2012 entdeckt, indem es um den Wert eines Axolotls ging.
    Bei einem Beitrag ist mir dann eine Frage in den Kopf gekommen, wobei ich euch um eine Antwort bitte.


    Es wurde geschrieben:
    "Ich kümmere mich um alle Tiere gleich und kann eh kaum sagen ob sie später hell oder dunkel werden. Das hängt auch von der Haltung, Licht und Bodengrund des neuen Besitzers ab."


    Meine Frage ist, inwiefern die Haltung, Licht und Bodengrund die Farbe bzw. die Helligkeit eines Axolotls beeinflussen können?.


    LG Calle


    Der Link zum Thread:
    Wert eines Axolotls. Außergewöhnlicher Farbschlag mehr wert?

  • Einerseits gibt es die sog. "Melanophoren-Wanderung" die tatsächlich zu mehr oder weniger verändertem Aussehen im Laufe der Zeit führt. Der Bodengrund macht etwas aus, weil z.B. gerade helle Tier auf dunklem Grund besser zur Geltung kommen. Die einzige konkrete Veränderung, die ich durch Beleuchtung häufig erkennen konnte/kann, ist die bei Copper. Längere Zeit bei hellem Licht gehalten werden sie heller. Ändert man dies, werden sie im Laufe der Zeit wieder dunkel. Warum das so ist, kann Dir vll jemand anderes erklären. Ich muss jetzt Wasserwechsel machen... bei mir. ^^

    Viele Grüße, Hartmut


    Hartmuts_Banner.jpg

  • Guten Morgen,


    über die von Dir genannten Faktoren kann man zumindest bei Axolotln, die Melanin produzieren (also nicht albinotisch sind), die "Farbgebung" begrenzt beeinflussen. Die Melanophoren (also die Zellen, die den dunklen Farbstoff Melanin enthalten) gehören zur Gruppe der dendritischen Zellen. Diese Zellen sind sehr beweglich. Setzt man einen Weißling oder Wildtyp Axolotl von seinem gewohnten z.B. sehr dunklen Untergrund in eine Box auf weißen Grund und gibt dann noch helle Beleuchtung dazu (also das was die Tiere so gar nicht mögen) kann man schon mit bloßem Auge verfolgen wie die Tier heller werden. Da ich auch beruflich mit Axolotln und Co zu tun habe konnte ich mir das Schauspiel auch schon aus wissenschaftlicher Sicht genauer anschauen. Wir haben einen speziellen Behälter mit dem man Axolotl unter ein Binokular (eine Art Mikroskop) setzen kann. Damit konnte ich aus der Nähe beobachten wie die Melanophoren auf helles Licht reagieren. Die Zellen ziehen bei Einfallen des Lichts binnen Augenblicken ihre "Ärmchen" ein, kugeln sich ab und wandern (migrieren) in tiefere Hautschichten. Wie diese Reaktion gesteuert wird weiß ich jedoch nicht.
    Die Melanophoren kann man in der Zellkultur besonders gut beobachten (hier funktioniert die Lichtreaktion jedoch nicht). Bild A zeigt eine Übersichtsaufnahme einer Mischkultur aus einer Hautbiopsie des chinesischen Riesensalamanders. Die dunklen Punkte sind die Melanophoren. Abgekugelte Melanophoren ohne "Ärmchen" wandern gerade. Bild B zeigt eine Melanophore mit ihrer typischen dendritischen Form. Die beiden Bilder sind aus einer Publikation von Christina und mir: Strauß S, Ziegler T, Allmeling C, Reimers K, Frank-Klein N, Seuntjens R, Vogt PM (2013).In vitro culture of skin cells from biopsies from the Critically Endangered Chinese giant salamander, Andrias davidianus (Blanchard, 1871) (Amphibia, Caudata, Cryptobranchidae). Amphibian and Reptile Conservation 5(4):51-63. Die Vollversion gibt es hier: http://amphibian-reptile-conse…5_4_51-63_e66_low_res.pdf


    Melanos.jpg


    Nur um falschen Annahmen vorzubeugen: Den Riesensalamandern geht es gut, die Entnahme hat ihnen nicht weh getan :) Ziel des Projekts ist die Entwicklung von Alternativen zu Tierversuchen.


    Liebe Grüße
    Sarah

  • Wieder etwas Interessantes gelernt, danke Sarah!


    Bisher war mir nur bewusst, dass Tintenfische durch sehr rasche Wechsel in Form und Lage ihrer Pigmentzellen Farbwechsel (z. B. zu Signalzwecken oder Tarnung) erzeugen können. Plattfische und Chamäleons wohl ähnlich.
    Interessant finde ich auch, zu welchem Zweck sich so etwas einsetzen lässt. Unsere eigenen Melanozyten sorgen ja bei starker Sonnenstrahlung für eine Dunkelfärbung unserer Haut, da es nicht um Tarnung in einer hellen Umgebung geht, sondern um UV-Strahlungsschutz.

  • Das ist mal wirklich interessant! Ich sehe das bei meinem Wildis häufiger, besonders wenn sie in Boxen sitzen, jetzt hab ich auch die Erklärung dazu!

    :kiss: Am Ende wird alles gut - wenn es nicht gut wird, ist es auch noch nicht das Ende

  • Super Gut!!
    Mit so einer ausführlichen, wissenschaftlichen und dazu noch interessanten Antwort hätte ich nicht gerechnet.

    Ein großes Dankeschön an dich Sarah!

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!