Welche Auslese betreibt Ihr?

  • Hallo Axolotlfreunde,


    mit Hilfe dieses Threads würde ich gerne mit Euch zu einem Thema ins Gespräch kommen, das mich seit langer Zeit interessiert: Die Nebenwirkungen - oder so zu sagen: die genetischen Kollateralschäden - züchterischer Bemühungen.


    Hier meine bisherigen Überzeugungen:
    Wer irgendwelche Lebewesen züchtet, betreibt eine beschleunigte Evolution. Somit übernimmt er Verantwortung für alles, was daraus gewollt oder ungewollt entstehen könnte. Seine Verantwortung reicht also räumlich und zeitlich weit über das persönliche, mühelos überschaubare Umfeld hinaus.
    Für mich wäre es beispielsweise unvorstellbar, Nackthunde oder Hunde mit regelmäßigen Hüftgelenksdysplasien zu züchten - und solche Einzelbeispiele sind ja nur die "Spitze des Eisbergs". Tiere, die aufgrund von genetisch bedingten Besonderheiten nur "künstlich" am Leben gehalten werden, mögen zwar interessante, reizvolle Eigenschaften haben, aber wenn man sie weiterzüchtet, muss man meiner Ansicht nach darüber nachdenken, welche Erbanlagen man damit in einer Population verbreitet, oder was man dem einzelnen Tier damit antut.


    Wie sieht das bei Euren Axolotln aus? Wie fit oder problematisch sind die Tiere, die Ihr vermehrt? Wie oft habt Ihr Nachwuchs, der besser nicht fortgepflanzt werden oder der sogar besser nicht überleben sollte? Und wie geht Ihr dann mit diesen Tieren um?


    Interessierte Grüße von
    Reinhard

  • Huhu Choro,


    nein, den Thread kannte ich noch nicht, danke dafür! Auch wenn das öfter mal passieren sollte, dass ich mir nicht die Zeit nehme, alles zu durchforsten, bevor ich mich hier zu etwas äußere: nicht hauen! :D
    Dort werden verschiedene legitime bis ehrenwerte Motive benannt (Kommerz, Ästhetik, Fürsorglichkeit und Tierliebe, Freude am Ungewöhnlichen, Verantwortungsgefühl und vieles mehr), die einen Axozüchter bei dem leiten können, was er tut - aber wohl auch ein wenig durcheinandergemixt.



    Kann heute nicht alles schreiben, was mir dabei durch den Kopf gegangen ist, aber einen Gedanken greife ich einfach mal heraus (Er knüpft an die Frage aus dem genannten Thread an: In welchem Verhältnis steht der "Wert" des Lebens einer verfütterten lebendigen roten Mückenlarve zum "Wert" des Lebens eines verfütterten lebendigen, kränklichen Axolotls?) :
    Wer von Euch macht sich ab und zu mal bewusst, dass für die Fütterung eines Axolotls genau das Gleiche gilt, wie für die Fütterung eines Menschen - nämlich dass mit Ausnahme des Wassers und der Mineralsalze alle (!) Nahrung von anderen Lebewesen stammt? Das reicht von Erdnüssen mit einem gut erkennbaren Pflanzenembryo darin über Fleisch und Käse von verschiedenen Tiere bis zu den Fortpflanzungsorganen von Steinpilzen und ähnlichen gut versteckten Lebewesen ;) .


    LG Reinhard

  • Jedes Tier muss mit Respekt behandelt werden. Seien es jetzt Heimchen, Regenwürmer, Mückenlarven oder frisch geschlüpfte Artemia.


    Mir ist es klar, dass für meine Tiere viele andere Tiere sterben müssen. Für mich ist das dann aber auch natürlich. Ich achte dabei dann aber darauf, dass es den Tieren bis zum verfüttern gut geht (ok, zu Artemia und gut gehen erlaube ich mir jetzt kein Urteil) und das nix verschwendet wird (Mückenlarven und Artemia wandern z.B. wenn was übrig bleibt zu den Fischen.


    Ich selbst achte für mich beim Einkaufen auch darauf was ich kaufe. Vegetarier oder Veganer würde ich nicht werden. Ich esse das was ich an Fleisch esse dann aber bewusst und achte drauf wo es herkommt.


    Sehr lustig find ich da die Vegetarier die es aus Prinzip sind, weil ihnen die Tiere Leid tun und einem das Essen dann wirklich madig machen, dann aber Hund und Katze halten und dann nur Billigdosenfutter füttern ohne sich dann damit mal mehr zu beschäftigen. Für das Futter mussten ja ebenso Tiere sterben bzw.sind in so Futter dann meist nur billige Füllstoffe.



    Zum Thema Auslese: unterentwickelte kränkliche Tiere würde ich nicht aufziehen. Was hat das Tier später davon, dass es gemobbt wird.


    Ich hab hier eine Dame bzw. 2 Nachzuchten von ihr, mit denen ich auch nicht mehr ziehen würde, da sie zu Kiementrombose neigt und ich das auch bei 3 Nachzuchten feststellen konnte.



    ich teile da auch die Meinung von Christina. Wenn man merkt das etwas nicht ganz stabil ist, dann zieht man nicht nochmal damit auf.


    Beim Thema Copper ist das aber leider vielen egal. Da sind immernoch genug, die die weiter ziehen obwohl ihnen bekannt ist, dass ihre Nachzucht schlecht wachsen und anfälliger sind.


    Es gibt mittlerweile genug die nicht mäkelige Copper haben, da muss man dann nicht mit so Tieren weiter züchten. Dieser "schlechte" Genpol wird dann ja immer weiter verbreitet.


    Die Tage hab ich Bilder von einigen Weisslingen mit gelbschimmer gesehen. Da kann ich auch nicht verstehen wieso man sowas aufzieht und dann alles HIER schreibt. Falls die Tiere wirklich gesund sind und sich das verbreitet wird es wahrscheinlich schwerer werden gesund und Leberschaden etc.abzugrenzen.

    Liebe Grüße Steffi und ihr kleiner Zoo:

  • Der Mensch hat ein Gewissen und manche sogar Mittleid , in der Natur gibt es das nicht , das regelt sie konsequent.


    Da siegt der Stärkere und wer schwächelt wird gefressen , dieses System besteht schon sehr lange .


    Natürlich mach auch ich mir Gedanken , über das Lebendfutter das ich meinen Lotl´s verfüttere ....aber auch nur ich ....die Lotl denken nicht darüber nach


    was ihnen da gerade vors Maul schwimmt.


    So sehe ich das auch bei kränkelnden oder nicht wachsenden Flusen , zurück zu den Eltern .


    Aber das ist meine Meinung ...es gibt bestimmt noch andere.

    Liebe Grüßle Petra.P


    " Leben ist das, was dir passiert, während du fleißig ganz andere Pläne verkündest ." JOHN LENNON

  • Hey :)


    Steffi, nicht böse sein, aber.... http://www.axolotlforum.de/wbb…&postID=627452#post627452 Sie/er scheint auch ihre/seine Schwierigkeiten zu haben ;) Was in langer Sicht daraus wird, wird die Zeit zeigen.


    Ich denke, dass vor allem in den Händen von Hobbyzüchtern oder denen, die mal 2-3 Larven aufziehen, meiner Ansicht nach häufiger "falsche" Aspekte bei der "Zucht" berücksichtigt werden. Sicherlich auch oftmals geleitet durch Emotionen... "das Tierchen ist doch so hübsch" oder "aber ich habe es doch schon lieb gewonnen" oder "ich schaffe es bestimmt, es aufzupäppeln" etc.
    Wir versuchen sicherlich diesen Herzensentscheidungen hier im Forum ein wenig gegen zu wirken und nüchtern und sachlich Argumente vorzubringen, die gegen so manche Aufzucht sprechen. Inbesondere spielt bei uns oftmals das "Erstgelege" oder kränkelnde Larven eine große Rolle. Viele Erfahrungen belegen, dass Tiere aus Erstgelegen häufiger Problemchen haben... Kümmerlinge, Anfälligkeit,... Daher raten wir grundsätzlich davon ab, Larven aus Erstgelegen aufzuziehen. Zumal die Tiere - einmal abgelaicht - zügig das nächste Gelege produzieren und man nicht erst Monate oder gar Jahre warten muss. Manche lassen sich in ihrer Euphorie, endlich Axolotl-Eltern zu sein, jedoch nicht bremsen ;)


    Bei den allermeisten "Züchtern" hier im Forum steht jedoch die Gesundheit und die Stabilität im Vordergrund und das ist auch gut so, wie ich finde. Alle anderen Aspekte haben meiner Ansicht nach keinen Platz bei der verantwortungsvollen Zucht. Wobei sich natürlich m.E. auch darüber gestritten werden kann, wie man die Zucht selbst definiert. Wenn wir ehrlich sind, werden die Tiere zum allerallergrößten Teil ja nur "gezüchtet" um in heimischen Wohnzimmeraquarien gesund und fröhlich vor sich hin zu planschen ;) Hierbei geht es ja gar nicht mehr bspw. um das Thema der Arterhaltung oder sonstige tiefgründige Gedanken, die man bei der "Zucht" von Tieren sonst noch so haben könnte ^^


    Sprach die... die noch nie Tiere aufgezogen hat und daher so gar keine Ahnung von dem Thema als solches hat, muhahahaha :D


    Liebe Grüße, Daniela

  • Darum kannst du das auch so schön neutral beurteilen, Nelchen :D


    Ich sehe es prinzipiell so wie Nele, glaube aber auch, dass sich die Einstellung verändert, je öfter man aufzieht. Bei meiner ersten Aufzucht habe ich mir über Auslese gar keine Gedanken gemacht (es gab allerdings auch kein Tier, welches auffällig gewesen wäre), der Gedanke "Was will ich denn eigentlich" (etwas platt gesagt ;) ) wuchs erst mit den weiteren Nachzuchten. Und natürlich auch mit jeder Situation, die sich ergeben hat...


    Ich denke aber auch, dass man sich von dem Gedanken frei machen muss, die Tiere mit menschlichen Eigenschaften zu belegen. Dann kann man auch etwas objektiver beurteilen, ob die Larve groß werden sollte oder besser nicht. Das Tier nicht zu Vermenschlichen hat für mich übrigens nichts damit zu tun, dass die Tiere nicht trotzdem liebevoll und mit viel Herzblut versorgt und gehalten werden ;)


    *OT* Steffi, das gilt für mich übrigens auch für dein Argument mit dem Vegetarier, der seinem Hund trotzdem Fleisch gibt - alles andere fände ich auch ziemlich daneben. EIn Fleischfresser braucht Fleisch, ein Tier nach seinen eigenen Moralvorstellungen entgegen den Bedürfnissen des jeweiligen Tieres zu "formen", finde ich höchst unmoralisch - und jaaa, meine Hunde haben ein ureigenes Bedürfnis, auf meinem Sofa zu wohnen und von mir vermenschlicht zu werden :glup::lach: *OT-Ende*

    Liebe Grüße von Julia und der ganzen Gang ^^


    Es ist nicht genug zu wissen - man muss auch anwenden. Es ist nicht genug zu wollen - man muss auch tun.
    Goethe

  • Es freut mich, dass die Diskussion hier auch mit Humor geführt wird :) .


    Wenn wir als Tierfreunde und Axolotlbegeisterte ein einzelnes Tier, das uns aus welchen Gründen auch immer ans Herz gewachsen ist, mit viel Zeitaufwand, Einfühlungsvermögen und Herzblut hochpäppeln, und nach anfänglichen Schwierigkeiten genießen, dass sich die Mühe gelohnt hat, verhalten wir uns in gewisser Hinsicht völlig natürlich: Wir Menschen sind K-Strategen - wenige Kinder, mit vollem Einsatz beschützt und groß gezogen. Tiere zu vermenschlichen ist in meinen Augen einfach nur eine andere Ausdrucksform für unsere diesbezüglichen natürlichen Gefühle.


    Aber: Unsere Lotl sind doch r-Strategen - möglichst Tausende von Eiern, obwohl im Schnitt nur 2 davon wirklich voll erwachsen werden müssen, um die Population stabil zu halten, oder 4 um sie exponentiell anwachsen zu lassen.


    Den Threads zu diesem Themenbereich (soweit ich sie bisher gelesen habe) entnehme ich, dass ein engagierter Hobbyzüchter sehr oft das exakte Gegenteil von dem tut, was in der Natur mit r-Strategen geschieht: Anstatt das Augenmerk auf die 2 oder 4 Tiere zu konzentrieren, die in ihrer gesamten genetischen Ausstattung fit genug sind, um tausende Geschwister zu überleben, findet Auslese nur bei den wenigen Nachkommen statt, die so massiv beeinträchtigt sind, dass es sogar bei optimaler Haustierhaltung zu unübersehbaren Problemen kommt.
    Dass bei r-Strategen die Überlebenschancen der Nachkommen nicht nur von ihrer Fitness, sondern stärker als bei einer K-Strategie auch von Zufällen abhängen, ändert nichts Grundlegendes an meinem Gedankengang.
    Um keine Unklarheiten zu riskieren: Wenn jemand mit dem oben erwähnten Engagement ein problematisches Tier umsorgt, ohne es jemals fortzupflanzen, steht keinem Außenstehenden über diese Tier-Mensch Beziehung ein Urteil zu!


    Aber was ist, wenn ein kleiner Lotl, dem mit medizinischen Maßnahmen über anfängliche Startschwierigkeiten hinweggeholfen wurde, später als augenscheinlich gut entwickeltes Prachtkerlchen zur Fortpflanzung genutzt wird, so dass die Gesamtheit (!) seiner Anlagen zu einem Bestandteil des Genpools wird, der sich durch Weitergabe unter Hobbyzüchtern langsam aufbaut?


    Das Eine ist, wie gesagt, scheinbar typisch menschlich. Aber das andere ist eine Entwicklung, über die ich gerne auch mal nüchtern und auf biologischer Grundlage diskutieren würde. Soweit ich mich jetzt selbst durchschaue, scheint die Motivation für mich darin zu liegen, dass mich der Gedanke an eine arterhaltende Zucht von genetisch altertümlichen Axos ganz besonders fasziniert ;) .


    LG Reinhard

  • Hi Reinhard,


    Es gibt ja durchaus Tiere ,die weniger / keinen? Tigersalamanderanteil im Genom tragen. Die Haltung ist allerdings bei uns identisch zu den "bunten" Tieren.
    In wie weit das Genom sich dadurch verändert mag ich nicht zu beurteilen. Dass es durchaus zu Mutationen kommt sieht man an unseren Cookies. Leider klappt das Verlinken momentan nicht, bitte such den Thread hierzu via Suchfunktion falls von Interesse :)

    :)) Liebe Grüße, Manuela


    Lächeln ist die eleganteste Art, seinem Gegner
    die Zähne zu zeigen.
    (Werner Finck, Kabarettist, Schriftsteller und Schauspieler)

  • Julia, du hast meine Aussage nicht richtig verstanden. Das Fleisch gefüttert werden muss ist mir klar und ist auch ein Unding wenn es nicht getan wird. Ich meinte, dass dann trotz dieser Einstellung dann Billigfutter gefüttert wird. Billig heisst für mich Tierleid (der Preis muss ja irgendwo her kommen) oder eben nur billige Füllstoffe drin.



    Zu meinen 2Problemkindern, das ein Bein fehlt ist mir erst aufgefallen als er grösser war. Ansonsten war und ist das Tier nicht auffällig. Wäre mir das mit dem Bein eher aufgefallen hätte ich da auch über zurück nachgedacht.



    Mein etwas kleiner Margarita war in Aufzucht auch nicht auffällig. Kleinwuchs ist da erst mit 8cm aufgefallen. Und es ist nur dieses eine Tier gewesen. Das kann bei jedem Züchter mal vorkommen.

    Was ich bemängelt habe sind Züchter wo die gesamte Aufzucht schlechter wächst und das auch nicht nur einmal.

    Liebe Grüße Steffi und ihr kleiner Zoo:

  • Ich hatte es so verstanden, dass zu einen schlechtes Futter und zum anderen überhaupt Fleisch gegeben wird. Also alles gut, ist ja eigentlich eh nicht das Thema :knuddel

    Liebe Grüße von Julia und der ganzen Gang ^^


    Es ist nicht genug zu wissen - man muss auch anwenden. Es ist nicht genug zu wollen - man muss auch tun.
    Goethe

  • Nene. Billigfutter = billige Produktion = Tierleid


    oder Billigfutter = billige Füllstoffe = nicht optimal fürs eigene Tier.


    Passt dann eigentlich nicht mit der Lebenseinstellung vieler Vegetarier zusammen.


    Aber genug OT

    Liebe Grüße Steffi und ihr kleiner Zoo:

  • ... erst mal ein wenig OT von mir ;)
    http://www.tierschutzbund.de/f…egetarisch-ernaehren.html


    Ich schließe mich da Julias Meinung an- mit jeder Aufzucht ändert man seine "Ansprüche", ich konnte es damals kaum erwarten, meine ersten Axokinder aufzuziehen und hab mir von einer Freundin Eier geholt (die ich übrigens noch alle hier sitzen habe :P - also nicht die Eier, sondern was draus geworden ist ;) ), meine eigenen Tiere haben dann eine Woche später Eier gelegt:lach: Mir war alles egal, hauptsache ENDLICH Axos aufziehen! ... nun ja... Tiere, die schwächlich waren/ sind oder sonstige Auffälligkeiten zeigen, werden heute nicht zur Zucht genommen. Auch habe ich ein sehr aggressives Keks-Männchen, das ich aus der Zuchtgruppe genommen habe- mal davon abgesehen, dass er alle anderen Tiere (außer Schnecken) anfällt, weiß ich nicht, ob sich so ein aggressives Verhalten weiter vererbt- obwohl er wunderschön aussieht!


    Es ist immer schwer, über Leben und Tod zu entscheiden- ob bei Axo oder Heimchen, aber diese Gewissensbisse nehme ich in Kauf- ich habe mich schließlich zur Haltung der Tiere entschieden. Hab ich ein Problem mit Futtertieren/ bzw. der Verfütterung von Fleisch schaffe ich mir 'n Schaf an... Dann hab ich keine Gewissensbisse ;)
    Meinen Futtertieren versuche ich das Leben bis zu ihrer Bestimmung so schön wie möglich zu machen: Heimchen kommen in große Faunarien und werden abwechslungsreich gefüttert, Mückenlarven hole ich mir aus meiner Regentonne und meine Endler-Guppys haben ein schön eingerichtetes 1,20m*0,50m*0,50m Aquarium.

    Es grüßt die Sandra!

    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.
    Goethe

  • Ja, Manuela, den Thread hatte ich auch schon mal entdeckt (Danke Dir, Iphigenie :) ).
    Und ich kann vieles, was einige Foris dort über bewusste wie unbewusste Selektion äußern, über Genetik und Mutationen in den Zuchtlinien usw., einfach nur unterschreiben! Aber nur an einer Stelle wird der Wunsch formuliert, ausschließlich nur die allerfittesten Nachkommen zur Weiterzucht zu verwenden. Also bleibt für mich immer noch offen, wie rigoros oder wie zaghaft die Auslese ist, die hier immer wieder Tiere auch für Zuchtzwecke in Umlauf kommen lässt.

  • wie rigoros oder wie zaghaft die Auslese ist


    Ich glaube, dass sich dies auch kaum feststellen lässt. :konf: Allein das Empfinden, was zaghaft oder rigoros ist, wird ja schon sehr subjektiv sein. Ich würde mich im Vergleich zu meiner Sichtweise von der ersten Aufzucht - und auch was die Haltung generell betrifft, meine ersten Tiere kommen z.B. aus der Zoohandlung. Heute würde ich sie "sitzen lassen" und nicht mehr kaufen, auch "rette" ich keine kranken Tiere o.ä. - als rigoros bezeichnen. Gleichzeitig weiß ich aber, dass einige andere hier viiieeel rigoroser sind als ich und ich somit im Vergleich eher zaghaft...

    Liebe Grüße von Julia und der ganzen Gang ^^


    Es ist nicht genug zu wissen - man muss auch anwenden. Es ist nicht genug zu wollen - man muss auch tun.
    Goethe

  • Den Threads zu diesem Themenbereich (soweit ich sie bisher gelesen habe) entnehme ich, dass ein engagierter Hobbyzüchter sehr oft das exakte Gegenteil von dem tut, was in der Natur mit r-Strategen geschieht: Anstatt das Augenmerk auf die 2 oder 4 Tiere zu konzentrieren, die in ihrer gesamten genetischen Ausstattung fit genug sind, um tausende Geschwister zu überleben, findet Auslese nur bei den wenigen Nachkommen statt, die so massiv beeinträchtigt sind, dass es sogar bei optimaler Haustierhaltung zu unübersehbaren Problemen kommt.

    Genau da steht man aber als Halter und Züchter schon vor einem unlösbaren Problem: :konf:


    Es fehlen unter den Aquarienbedingungen ja alle Faktoren die bei r-Strategen zum tragen kommen(allem vorran der fehlende Feinddruck)wie soll man da auch nur ansatzweise auswählen können wer auch genetisch alles mitbringt was er braucht,man kann also nur ein klein wenig nach gesundem Wachstum und Krankheitsanfälligkeit selektieren,viel mehr Möglichkeiten hat man ja nicht.



    Aber was ist, wenn ein kleiner Lotl, dem mit medizinischen Maßnahmen über anfängliche Startschwierigkeiten hinweggeholfen wurde, später als augenscheinlich gut entwickeltes Prachtkerlchen zur Fortpflanzung genutzt wird, so dass die Gesamtheit (!) seiner Anlagen zu einem Bestandteil des Genpools wird, der sich durch Weitergabe unter Hobbyzüchtern langsam aufbaut?

    Klar aber ich bezweifle das in den meisten Fällen,wo bei der Aufzucht irgendwas behandelt werden muss,auch ein genetischer Hintergrund dahinter stecken muss,der Großteil wird eher durch Verbisse/Verletzungen oder Fehler bei Fütterung oder Hälterung verursacht.


    Der einzige Fall,wo sowas wie von Dir beschriebenes passiert sein könnte war/ist bei der Keks/Copper-Problematik,da hab ich ja auch auf die Problematik verwiesen das durch die generationenlange intensive Inzucht und fehlende Selektion noch zusätzlich was anderes als nur das Keks-Merkmal im Genpool breitgetreten wurde,bei Tieren,die mit anderen Farbschlägen fremdverkreuzt wurden und später wieder herausmendelten traten ja -soweit ich weiss- keinerlei Probleme mehr auf oder wenn,dann nicht mehr oder weniger wie bei allen anderen Farbschlägen auch. ;)


    Also bleibt für mich immer noch offen, wie rigoros oder wie zaghaft die Auslese ist, die hier immer wieder Tiere auch für Zuchtzwecke in Umlauf kommen lässt.

    Und das wird wahrscheinlich auch offen bleiben,denn es wird immer welche geben die trotz Problemen mit Tieren weitervermehren,ich schreib jetzt extra nicht "Züchten" da Züchten für mich bedeutet gezielt mit Tieren über mehrere Generationen zu arbeiten um Merkmale(ob jetzt Körperform,Farbe oder was auch immer) zu verbessern,stabilisieren,optimieren etc.


    Da aber die meisten auch Tiere aus verschiedenen Quellen besitzen sehe ich keine allzu große Gefahr darin wenn vielleicht auch mal ein Tier zur Fortpflanzung schreitet welches vielleicht eine genetische Unwucht in sich trägt,das könnte dann nur über die Generationen ein Problem werden wenn man ausschliesslich mit solchen Tieren weiter intensive Inzucht betreibt(siehe Kränkelkekse),da sehe ich in der Hybridisierung größere Gefahren für den Genpool der Axolotl. :S


    Gruß


    Dirk

    "Menschen sind eine faszinierende Spezies,in einem Universum voller Wunder haben sie es tatsächlich geschafft die Langeweile zu erfinden!" :smok:


    Terry Pratchett

  • Gesundes Wachstum und Krankheitsanfälligkeit haben Grundlagen, die man weiter differenzieren kann ..... von den Instinktmustern, die ein Tier braucht, um in allen Lebensphasen aktiv auf die Suche nach abwechslungsreicher Nahrung zu gehen und diese dann auch zu akzeptieren - über die Anpassungsfähigkeit der antimikrobiellen Hautbarriere an die jeweilige Haltungssituation - bis zur Toleranz gegenüber den Temperaturverläufen und der Ionenzusammensetzung im jeweiligen Aquarium. Deshalb gehe ich davon aus, dass es langfristig doch einen Unterschiede macht, ob man ohne Rücksicht auf die sonstigen Zuchtziele (Farbe, Habitus .....) aus einer möglichst großen Zahl von Nachwuchstieren (mit der bevorzugten Farbe o. ä.) immer nur ganz wenige, besonders gut wachsende und krankheitsresistente Individuen zur Weiterzucht verwendet - oder ob man umgekehrt von einigen wenigen Nachwuchstieren mit den bevorzugten Eigenschaften immer nur die offensichtlich schmächtigsten und kränklichsten aus der weiteren Zuchtlinie heraushält.


    Ich hatte als Anfänger das Problem bis jetzt nicht. Aber ich gehe davon aus, dass ich Schäden durch Verbisse oder Pflegefehler selbstverständlich behandeln und solche Tiere dann ggf. auch zur Weiterzucht verwenden werde. Das gilt ebenso eindeutig für Probleme durch menschengemachte Konfrontation mit "neuen" Krankheitserregern wie aktuell etwa dem Chytrid-Pilz. Wie ich solche Extremfälle von "gewöhnlichen" Verpilzungen und Bakterieninfektionen abgrenzen kann, die das Immunsystem unserer Tiere beherrschen sollte, weiß ich noch nicht. Da werde ich höchstwahrscheinlich hier im Forum noch viel hinzulernen. Einen Anpassungsprozess an Chytridinfektionen kann ich mir bei Aquarienhaltung kaum vorstellen. Dafür sind lange Zeiträume und große stabile Freilandpopulationen, weiträumig verteilt auf mehrere Habitate, vielleicht besser geeignet. Und genau das scheint für den Axolotl ja inzwischen Geschichte zu sein.


    Die Copper sind möglicherweise nur die Spitze eines längst existierenden "Eisbergs". Auf jeden Fall ein extremes Beispiel. Aber dieses eine Problem scheint ja, wenn ich Hartmuts Erfahrungen mit den Tieren aus Franks alter Linie richtig gelesen habe, lösbar zu sein.


    Tiere aus verschiedenen Zuchtlinien zu kombinieren halte ich grundsätzlich für wünschenswert. Die Auswirkungen einer möglichst großen genetischen Vielfalt (s. a. Heterosis-Effekte) sind aus meiner Sicht immer ein Gewinn. Aber das bedeutet doch auch, dass ein gemeinsamer Genpool geschaffen / erhalten / intensiviert wird. Und der sollte vor vermeidbaren Gefahren geschützt werden, was ein fachlich bewusstes und verantwortungsbewusstes Verhalten der Züchter voraussetzt. Ich bin sicher, dass die Art von Meinungsaustausch oder sogar Diskussion, die hier üblich ist, genau dazu beiträgt :thumbup: .


    Vielleicht darf ich hier noch eine Warnung anfügen: Ich habe noch nie Axolotl gezüchtet.
    Der größte Teil dessen, was ich hier vertrete, ist Theorie. Aber mir ist es lieber, die Theorie zu klären, bevor ich zuviele praktische Fehler begehe. Wenn ich dabei mal völlig schief liege, nehmt es mit Nachsicht und korrigiert mich einfach - oder lasst es auf eine Diskussion ankommen, die möglicherweise alle ein Stückchen weiter bringt ;) .


    LG Reinhard

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