Studie zur Wirksamkeit chemischer Desinfektionsmittel gegen Bd und Bsal

  • Es gibt endlich eine umfassende Studie zur Wirksamkeit chemischer Desinfektionsmittel gegen Bd und Bsal: Van Rooij, P., Pasmans, F., Coen, Y., & Martel, A. (2017). Efficacy of chemical disinfectants for the containment of the salamander chytrid fungus Batrachochytrium salamandrivorans. PloS one, 12(10), e0186269.
    Den Volltext gibt es bei PlosOne: http://journals.plos.org/ploso…1371/journal.pone.0186269



    Kurz zusammengefasst sind folgende Lösungen/Substanzen zur Desinfektion geeignet:


    • 1% Virkon S Lösung mit einer Einwirkzeit von5 Minuten
    • 70% Ethanol (unvergällt) für 1 Minute
    • 4% Natriumhypochlorid für 1 Minute


    Am AMBC arbeiten wir mit Virkon S. Die Lösung sollte jeweils frisch angesetzt werden. Die Gefäße zum Ansetzen sollten sauber sein, da es sonst zu Trübungen der Lösung kommt. Wir wissen nicht ob diese Trübung die Wirksamkeit eventuell reduziert. Vom Preis her ist dieses Produkt vergleichsweise günstig.



    70% Ethanol setzt bei großflächiger Anwendung Dämpfe frei, die unter Umständen auch den Tieren schaden könnten. Es sollte daher nur in gut gelüfteten Bereichen angewendet werden. Die Aufbewahrung muss in dicht schließenden Gefäßen erfolgen, da der Alkohol sonst anteilig verdampft. Als Folge stimmt die Konzentration nicht mehr und die Desinfektionswirkung ist nicht mehr gegeben.



    4% Natriumhypochlorid gibt es meines Wissens in dieser Verdünnung nicht zu kaufen. Erhältliche Lösungen haben meist höhere Konzentrationen. Diese sind dann korrosiv (ätzend), bei Kontakt besteht die Gefahr schwerer Verätzungen und Augenschäden. Zudem ist die Substanz Gewässergefährdend. Wie der chemische Name sagt handelt es sich bei dem Feststoff um ein Natriumsalz der Hypochlorigen Säure. Nicht nur beim Umgang mit der Substanz, sondern auch der Lagerung und der Anwendung ist große Vorsicht geboten. Beim Zusammenkommen mit vielen Stoffen oder Stoffgruppen besteht Explosions- oder Brandgefahr. Bei Wärme oder UV-Exposition (Sonnenlicht) entsteht zudem durch Zerfall Chlor, Chlorwasserstoff und Chlordioxid. Aus den genannten Gründen würde ich von der Verwendung von Natriumhypochlorid im privaten Kontext zur Desinfektion eher abraten.



    Egal für welche Art der Desinfektion Ihr Euch entscheidet, achtete bei Wischdesinfektionen unbedingt darauf, dass die Konzentration der Lösung stimmt und die Oberflächen für die erforderlichen Einwirkzeiten komplett benetzt sind, sonst besteht die Gefahr, dass doch irgendwo Sporen überleben...

  • Hallo Sarah


    Toll dass es diese Erkenntnisse gibt. Wie sieht es denn aber mit der alten Empfehlung von Benzalkoniumclorid aus, was immer noch in Sagrotan enthalten ist. Zumindest im Allzweckreiniger.

    LG Ines ;)


    Wo immer sich eine Katze niederlässt, wird sich das Glück einfinden. (Sir Stanley Spencer)

  • Benzalkoniumchloridhaltige Lösungen bzw. Produkte wurden im Rahmen der Studie nicht überprüft und es wird auch keine Aussage dazu getroffen. Es gibt einen Abstract aus 2003, der berichtet, dass auch Benzalkoniumchlorid Bd Sporen abtötet. Bezüglich Bsal wird jedoch keine Aussage getroffen:
    M. Johnson, L. Berger, L. Philips, R. SpeareFungicidal effects of chemical disinfectants, UV light, desiccation and heat on the amphibian chytrid, Batrachochytrium dendrobatidis
    Diseases of Aquatic Organisms, 57 (2003), pp. 255-260

  • Hallo zusammen,


    super Sarah, das ist eine tolle Zusammenfassung.
    Von Ethanol würde ich im Privathaushalt abraten. Bei uns in der Schule fällt der unter die Gefahrstoffverordnung und darf nur in den Mengen angeschafft werden, in denen er möglichst sofort verbraucht wird, da er sonst in einem feuerfesten Schrank gelagert werden muss.


    Ich habe die Hände bisher immer mit einem Desinfektionsmittel behandelt, das Benz...chlorid enthält. Das war dann hoffentlich nicht ganz falsch.

  • In der Humanpflege, wird immer mehr darauf hin gearbeitet, das die Desinfektinsmittel nur wir das benutzt werden, für das sie entwickelt wurden, das meint Händedesinfektionsmittel für die Hände und nicht für Flächen. Wiederum Flächendesinfektionsmittel nur für Flächen. Die Begründung dafür ist, das ansonsten Keime bei einer falschen Oberfläche z.B. also Haut oder eine glatte Oberfläche z.B. Kunstoff nicht vollständig abgetötet werden und dadurch neue Resistenzen entstehen. Ist das hier nicht so oder seid ihr in der Forschung schon weiter und diese annahme überholt?

  • Von Ethanol würde ich im Privathaushalt abraten. Bei uns in der Schule fällt der unter die Gefahrstoffverordnung und darf nur in den Mengen angeschafft werden, in denen er möglichst sofort verbraucht wird, da er sonst in einem feuerfesten Schrank gelagert werden muss.

    Dir ist schon bewusst das das Trinkalkohol ist? Unvergällt sowiesio, deswegen bezahlt man auch die Alkoholsteuer drauf.
    Also in einer Gescheiten Minibar steht gefährlicher es herum ;)...

    ...Only well-made things can endure time....

  • ich frage mich warum Etahnol unvergällt ...wegen der Vergällungsstoffe die schädlich sind? Ich würde ja Isopropanol nehmen bzw. hab das genommen...IMO ist es noch etwas potenter in der Desinfektion aber ich höre gerne Meinungen dazu bzw. ist es jetzt ja dann so das ich eh nur noch Virkon S verwende weil ich ne Kilodose erworben habe ^^

    LG
    Hawki ( Marcus )

  • Mich beschäftigt gerade noch eine andere Frage in diesem Zusammenhang.
    Viele Chemikalien, die auch auf der Desinfektionsliste stehen, sind inzwischen auch in den Apotheken schwer zu bekommen oder werden nur in kleinen Mengen abgegeben. Da wurde von bösen Menschen einfach zu viel Unfug mit getrieben.
    Könnte man statt Ethanol dann nicht auch entsprechend hochprozentigen Alkohol verwenden? Den bekommt man in jedem Supermarkt.


    Hinterher alles mit Wasser nachspülen ist ohnehin klar.

    LG Ines ;)


    Wo immer sich eine Katze niederlässt, wird sich das Glück einfinden. (Sir Stanley Spencer)

  • In den Supermarktsachen hast du normal immer noch Beiwerk, das nennt sich dort Geschmack.


    Davon abgesehen wird dich keiner schief in der Apotheke anschauen wenn du dort Ethanol kaufst, OK dich höchstens für einen Alkoholiker halten.


    Was aber ist, Ethanol ist teuer, du hast bei 1L 98% über 12€ alleine Brantweinsteuer drauf.
    Daher der große Unterschied zu vergälltem.
    Das unter dem Namen Brennspiritus verkauft wird ;).

    ...Only well-made things can endure time....

  • Guten Morgen,


    ich gehe davon aus, dass auch vergälltes 70% Ethanol wirkt. Allerdings wurde das in der Studie nicht gestestet.Ich wollte in erster Linie kurz den Inhalt des Fachartikels für Laien zusammenfassen, daher habe ich das so explizit geschrieben, dass unvergälltes Ethanol verwendet wurde.


    Weiter oben fragte irgendjemand nach Isopropanol,. Dazu liegen bisher gar keine Daten bezüglich der Wirksamkeit gegen Bd und Bsal vor. Man sollte wenn man es zum Desinfizieren allgemein verwendet jedoch beachten, dass dieser Alkohol anders als Ethanol mit 60% einzusetzen ist.


    Was die Handdesinfektion angeht gibt es leider auch keine Studiendaten. Ich gehe mal naiv davon aus, dass die gängigen Lösungen, die in der Medizin und Pflege verwendet werden ausreichen.


    Allgemein scheint Bsal resistenter zu sein als Bd. Der eingangs zusammengefaßte Artikel ist also besonders für die Mitglieder relevant, die auch landlebende Amphibien pflegen. Christina hat glaube ich bereits irgendwo erwähnt, dass es eine neue EU Richtlinie gibt, die sich mit Bsal beschäftigt.Diese schreibt Testungen auf Bsal bei Handel mit jeglichen Amphibien vor, daher gehe ich davon aus, dass hier die Zahl positiver Befunde bald steigen wird (einfach weil mehr Tests erfolgen) und entsprechende Nachfragen kommen wie dann vorzugehen ist.


    Liebe Grüße
    Sarah

  • In der Humanpflege, wird immer mehr darauf hin gearbeitet, das die Desinfektionsmittel nur für das benutzt werden, für das sie entwickelt wurden, das meint Händedesinfektionsmittel für die Hände und nicht für Flächen. Wiederum Flächendesinfektionsmittel nur für Flächen. Die Begründung dafür ist, das ansonsten Keime bei einer falschen Oberfläche z.B. also Haut oder eine glatte Oberfläche z.B. Kunstoff nicht vollständig abgetötet werden und dadurch neue Resistenzen entstehen. Ist das hier nicht so oder seid ihr in der Forschung schon weiter und diese annahme überholt?

    Ich weiß nicht ob meine Frage untergegangen ist?

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!